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[art_3] Brasilien: Brasiliens schönste Küste (Teil 1) (Teil 2/Teil 3)
Zwischen Paraty und Ubatuba
 
Der Küstenabschnitt zwischen dem historischen Städtchen Paraty, im Süden des Bundesstaates Rio de Janeiro gelegen, und Ubatuba, einem Konglomerat aus etwa 100 Stränden an der Nordküste São Paulos, ist für mich ganz klar der schönste ganz Brasiliens. Zwar trifft man stets Ignoranten, die verneinen, dass São Paulo überhaupt über tolle Strände und atemberaubende Landschaften verfüge, doch die sind wohl noch nie die beeindruckende Küstenstraße entlang gefahren. Was soll’s, ihr Pech halt. Zu der traumhaften Nordküste São Paulos kommen wir allerdings erst später. Zunächst kehren wir erst einmal in Paraty ein.

Wobei ich zugeben muss, dass ich Paraty gegenüber oft ungerecht war. "Regenloch" hatte ich es geschimpft, nachdem ich bei meinem fünften Besuch dort zum fünften Mal vollkommen durchnässt worden war. Selbst das schönste Wetter verabschiedete sich regelmäßig, sobald die Bucht mit dem historischen Stadtkern in Sicht kam. Auch dieses Mal scheint die Sonne als ich mich von einer ganz neuen Seite aus Paraty nähere. Bis Aparecida bin ich über die Dutra-Autobahn gefahren, schließlich wollte die Herzdame mal den beeindruckend großen katholischen Tempelbau zu Ehren der Nossa Senhora anschauen.

Nun ja, laut Karte gibt es eine Landstraße, die das Küstengebirge der "Serra do Mar" hinunter nach Paraty durchschneidet. 93 Kilometer sollen es laut Straßenschild via die Stadt Cunha sein und wir sind guter Dinge. Doch auf halber Strecke erwischt es uns, die Straße ist durch Erdrutsche versperrt, wir müssen umkehren: über Lagoinha zurück zur Straße, die Taubate mit Ubatuba verbindet. Zwei Sunden verloren, Sonne im Gebirge und nicht am Strand...



So kommen wir erst bei Einbruch der Dunkelheit in Paraty an. Die historischen Silhouetten im fahlen Licht der Straßenlaternen stimmen uns ein auf den Weg in die Vergangenheit. Zwischen 1533 und 1560 wurde Paraty besiedelt. Während des Goldrauschs in Minas Gerais mauserte sich der kleine Weiler zum wichtigsten Goldhafen Brasiliens, Endpunkt (oder Anfangspunkt, wie man will) der "Estrada Real", dem Weg in die Gold- und Edelsteinberge bis nach Diamantina hinauf. 



Jetzt wimmelt es hier von Touristen aus aller Herren Länder. Paratys Charme hat sich herumgesprochen. Die Stadtoberen geben sich aber auch alle Mühe, die nicht mal 35.000 Einwohner beherbergende Stadt bekannt zu machen. Dazu gehört das "Festival da Pinga", das die in der Gegend hergestellten erstklassigen Zuckerrohrschnäpse dem begierigen Publikum präsentiert. Und natürlich das Flip-Festival, Lateinamerikas wohl bedeutenster Literaturtreff. Dieses Jahr wird es Anfang August stattfinden, unter Beteiligung renommierter Schriftsteller aus dem In- und Ausland.



Ich sagte, dass ich Paraty gegenüber oft ungerecht war? Die Sonne verwöhnt uns als wir am Morgen hinauf zu Forte Defensor Perpetuo gehen. Kein Regen weit und breit. Durch einen von Bambus gesäumten Weg geht es einige hundert Meter durch den Urwald der Mata Atlântica, bevor wir das vor über 300 Jahren errichtete Fort betreten. Oder besser gesagt, was davon noch übrig ist. Heute findet man hier, neben einigen verrosteten Kanonen, ein kleines Museum, das so manche Geschichte aus der Region erzählt. Nichts weltbewegendes, aber der Blick von hier oben ist wunderschön.



Eigentlich hatte ich Regen versprochen, und so sollte es eine Kultur-Reise werden. Doch jetzt schwitzen wir und brauchen Abkühlung. Wir entscheiden uns für Strand und zwar für einen, von dem man nicht genau weiß, in welchem Bundesland er denn nun tatsächlich liegt. Doch davon mehr beim nächsten Mal. (Teil 2)

Text + Fotos: Thomas Milz



Übernachtungstipp:
Hotel Pousada do Forte, www.hoteldoforteparaty.com.br

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