caiman.de 02/2007
[art_3] Guatemala: Copavic und der Faire Handel
Rotglühendes, heißes Glas wirbelt an langen Stangen durch die Halle. Geschickt formen die Männer kleine Tiere, blasen Gläser, Vasen und Lampenschirme. Jedes Stück ist Handarbeit, zu 100 Prozent aus recyceltem Material hergestellt. 21 socios und 27 Angestellte arbeiten bei Copavic, einer Kooperative mit beispielhaftem Erfolg. Denn Copavic ist heute nicht mehr alleine auf den Fairen Handel angewiesen, sondern behauptet sich inzwischen dank der Hilfe aus Übersee auch auf dem nationalen Markt.
"So haben wir immer ungewöhnliche Produkte, mit denen wir der Konkurrenz einen Schritt voraus sind." Manchmal zählt auch die praktische Unterstützung: Die gepa hat der Kooperative zum Beispiel einen Kontakt zu einer Firma in Deutschland verschafft, die ihnen günstig Farben für die Glasproduktion verkauft. Das Prunkstück der socios ist ein neuer Plotter, ein computergesteuertes Schneidegerät, mit dem Aufkleber zugeschnitten werden, die auf Glas geklebt und unter ein Sandstrahlgerät gehalten Muster oder Schriftzüge ergeben. "Seitdem wir diese Maschine haben, können wir individuelle Gläser für Firmenjubiläen oder Hochzeiten herstellen", sagt Campa stolz und fügt hinzu: "Die besten Restaurants im Land verwenden unsere Gläser." In den letzten Jahren konnte viel angeschafft werden, womit Copavic selbständiger und professioneller agieren kann: Fahrzeuge, um das Material zu transportieren, Computer und ein größeres Lager. Im nächsten Jahr will Copavic einen neuen Ofen kaufen. Auch die Verpackungen stellen die Mitglieder der Kooperative heute selber her, so dass sie in dieser Hinsicht ebenfalls unabhängig sind. Große Sorge bereiten den socios allerdings die ständig steigenden Energiekosten. "Wir fürchten, dass wir in Zukunft nicht mit Glasproduzenten aus Indien oder Vietnam mithalten können. Schon bald werden wir die Preise erhöhen müssen und können nur hoffen, dass wir dann noch konkurrenzfähig sind. Aber auch für dieses Problem wird uns eine Lösung einfallen", sagt Joaquin Sosof Campa zuversichtlich.
Die Entwicklung von einer kleinen Gemeinschaft zu einem profitablen Unternehmen ist in Guatemala so außergewöhnlich, dass Copavic von Kooperativen, Wirtschaftsstudenten und sogar Firmen besucht wird. Alle wollen wissen, wie die socios das geschafft haben. Und die Antwort ist wie so oft: harte Arbeit! Während die Angestellten von 8 bis 13 Uhr arbeiten, müssen sich die Mitglieder der Kooperative nach der Arbeit an den Öfen um die Materialbeschaffung, den Export und die Kalkulationen kümmern. "Natürlich ist das viel Arbeit, aber es ist eben unsere Firma, nicht die von irgend einem Chef, und deswegen machen wir das gerne", erklärt Alfredo Colón, der seit fünf Jahren socio ist.
Mit der Unterstützung durch den Fairen Handels ist die Kooperative für viele in Guatemala zu einem Vorbild geworden. Zitat: Alfredo Colón, 36 Jahre, seit 12 Jahren bei Copavic, seit fünf Jahren socio: "Mit dem Geld, das ich hier verdiene, habe ich etwas Land und Hühner gekauft. Meine vier Kinder können jetzt regelmäßig Eier und Fleisch essen. Und ich kann ihnen Schulbücher und -uniformen kaufen. Wenn Copavic nicht mit der gepa zusammen arbeiten würde, wäre das alles nicht möglich, denn die gepa ist das Herz unserer Kooperative, unser wichtigster Partner." Text: Katharina Nickoleit Fotos: Christian Nusch Links: COPAVIC: www.copavic.com gepa Fair Handelshaus: www.gepa.de Tipp: Katharina Nickoleit hat einen Reiseführer über Peru verfasst, den ihr im Reise Know-How Verlag erhaltet. Weitere Informationen über die Autorin findet ihr unter: www.katharina-nickoleit.de
|