ed 01/2008 : caiman.de

kultur- und reisemagazin für lateinamerika, spanien, portugal : [aktuelle ausgabe] / [startseite] / [forum] / [archiv: ausgaben / länder / kolumnen]


[art_3] Brasilien: Flucht aus Lissabon
Teil 1: Ein ängstlicher Prinzregent sucht sein Heil in den Tropen (Teil 2 / (Teil 3)


Meist sind es tapfere Heldentaten, die zur Verewigung in den Geschichtsbüchern führen. Im Falle von D. Joao VI, dem Prinzregenten des portugiesischen Weltreichs, war es die pure Angst, die ihn zu einer in der Weltgeschichte einmaligen Handlung veranlasste.

Während sich die Truppen Napoleon Bonapartes am Morgen des 29. Novembers 1807 der portugiesischen Hauptstadt Lissabon bereits bedrohlich näherten, entschwand der portugiesische Königshof und die reiche Oberschicht des kleinen Landes unter dem Schutz der englischen Flotte hinaus auf den Atlantik. Es war einfach nicht die Art des dicklichen D. Joao VI, sich Kämpfen zu stellen. Er bevorzugte die Flucht.

Gut zwei Monate später betrat D. Joao VI die Kolonie Brasilien. Nie zuvor hatte ein europäischer Regent eine überseeische Kolonie betreten. Ironischerweise markierte seine Tat den Anfang vom Ende des portugiesischen Weltreichs. Mit der Ankunft des Hofes wurde Rio de Janeiro über Nacht die Hauptstadt eines Reiches, dessen Besitzungen sich damals über die ganze Welt verteilten.

Und sie blieben: Den Portugiesen gefiel es hier so gut, dass sie erst 1821, gut 6 Jahre nach dem Ende der Herrschaft Napoleons über Europa, wieder zurück in die Heimat gingen.

2008 erinnert man sich in Brasilien an jenes denkwürdige Ereignis, das die Geschichte des Landes so grundlegend veränderte. Für Portugal war es gleichzeitig der Beginn des Abstiegs vom Status einer Weltmacht hin zu einem kleinen Land am westlichen Rande Europas – Denn bereits ein Jahr nach der Rückkehr des Hofes nach Lissabon sagten sich die in Brasilien verbliebenen Portugiesen von ihrer alten Heimat los.

In der nächsten Ausgabe werden wir einen Blick auf die ereignisreiche Überfahrt der portugiesischen Flotte nach Salvador da Bahia werfen, wo D. Joao VI einige Wochen verweilte, bevor er dann weiter nach Rio de Janeiro zog, wo er im März 1808 eintraf.

Verweilen wir aber noch einen kurzen Augenblick in Lissabon, jener Stadt, die am 29. November 1807 mit der Nachricht erwachte, dass die französischen Truppen vor der Stadt stünden und der Prinzregent samt Staatskasse und der gesamten Oberschicht das Land verlassen habe. Blicken wir noch einmal kurz auf jene melancholisch-schöne Stadt am Tejo, bevor wir mit der portugiesischen Flotte die Anker lichten und uns in die neue Welt aufmachen.

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]


Text + Fotos : Thomas Milz

[druckversion ed 01/2008] / [druckversion artikel] / [archiv: brasilien]


© caiman.de: [impressum] / [disclaimer] / [datenschutz] / [kontakt]