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Gambas al Ribeiro

Nie werde ich vergessen, wie meine Freundin Cayetana aus Sanlúcar de Barrameda mir mit schadenfrohem Grinsen von einem deutschen Urlauberpaar in mittleren Jahren berichtete, die sich in einem Restaurant in Strandnähe über das "typisch spanische" Essen beklagten. Cayetana, die dank ihres Germanistikstudiums und eines Auslandssemesters in Köln am Rhein gut Deutsch versteht, hörte wie die Frau schon recht genervt und im wahrsten Sinne des Wortes zähneknirschend zu ihrem Ehegatten sagte: "Die Spanier essen ja komische Sachen! Und das harte Zeug soll jetzt die Spezialität sein?!" Als Cayetana die beiden aufmerksamer betrachtete, fiel ihr Blick auf den Teller, der eigentlich zum Deponieren der unverdaulichen Restabfälle von Gambas auf dem Tisch des Ehepaars platziert war. Kein einziges Gamba-Köpfchen hatte diesen Teller erreicht! Und Cayetanas Befürchtung bestätigte sich im nächsten Augenblick: Herr und Frau Urlauber schoben sich fast synchron eine fette Gamba in den Mund – im Ganzen!

Köpfchen mit kleinen schwarzen Äuglein, die dünnen Panzer (die kann man eigentlich gar nicht kauen), Schwänzchen und Füßchen – alles wanderte komplett in den Schlund der beiden Gourmets. So zog sich verständlicherweise ihre knirschende Kautätigkeit immer mehr in die Länge und in ihren Urlaubsgesichtern wollte so gar kein Frohsinn aufkommen. Ab und zu wurden ein paar Stückchen Gamba-Panzer verschämt zurück in eine Serviette gespuckt oder mit einem beherzten Schluck Manzanilla hinuntergespült.

Nachdem Cayetana ihren Lachanfall mühsam unterdrückt hatte, siegte doch das Gute in ihr. Die christliche Erziehung, die sie in einem Klosterinternat der Barfüßigen Karmeliterinnen genossen hatte, ließ sie nicht ruhen. Sie stand auf, trat an den Tisch von Herrn und Frau Urlauber und schenkte ihnen einen 10-Minuten-Gratis-Kurs in Gamba-Mülltrennung. Cayetana wurde belohnt mit einem dankbaren Lächeln und zwei Gläsern Manzanilla und zwei dankbare Menschen kamen doch noch zu ihrem kulinarischen Aha-Erlebnis: Panzerfreie Gambas!

Hier also nun das Rezept für Gambas al Ribeiro mit Würfelfritten und Thunfisch-Avocado -nochmals mit dem Hinweis, die kleinen rosa Dinger nach dem Braten zu köpfen und aus ihrer harten Hülle zu schälen:


Cayetana, die ihren dicken Onkel Pancho vom Herd verdrängen will, empfiehlt folgende Zutaten (für 2 Personen):

für die Hauptspeise: ein paar Esslöffel Olivenöl, 3 Knoblauchzehen von respektabler Größe, je nach Appetit und Preislage: 0,25 bis 0,5 Kilo Gambas (können auch tiefgefroren sein), Salz u. Pfeffer, mindestens 2 volle Gläser Weißwein – in diesem Fall Ribeiro aus Galicien, evtl. Zitrone

für die Beilage: ca. 4 – 6 große Kartoffeln (festkochend!), sehr viel Olivenöl (mindestens ein Drittel des Flascheninhalts einer 0,7-Liter-Flasche), Salz, evtl. 1 Zwiebel und/ oder 1 rote Paprika

für die Vorspeise: 2 nicht zu kleine Avocados (reif und nicht hart!), 1 Dose Thunfisch (besser in Öl, weil der "in Saft und eigenem Aufguss" oft zäh ist), 2 Esslöffel "Salsa Rosa", Salz, ein Hauch Paprikagewürz und Pfeffer, evtl. Limone

Zubereitung:
1. Vorspeise: Thunfisch-Avocado:
Sehr einfach, sehr schnell und sehr lecker: die beiden Avocados halbieren, evtl. schälen (wenn man sie auslöffelt, ist Schälen überflüssig), darüber den Thunfisch geben und leicht salzen und je nach Geschmack noch etwas Paprikagewürz oder Pfeffer und ein paar Spritzer Limonensaft dazu. Anschließend die "Salsa Rosa" über den Thunfisch streichen (die beste ist die von Ybarra). Zubereitungszeit, je nachdem wie fit ihr seid: 3 – 6 Minuten

2. Hauptspeise: Gambas al Ribeiro:
auch hier gilt: einfach, schnell und lecker (bei guten Gambas allerdings etwas teuer)
Olivenöl in die Pfanne, so dass der Boden gut bedeckt ist, die Knoblauchzehen mehrfach angeschnitten hinein und etwas im Öl "spazieren fahren", wieder herausnehmen, bevor sie braun werden. Dann die Gambas hinein und anbraten. Je nach Menge und Größe brauchen sie ca. 5 – 10 Minuten. Nach ca. drei Minuten mit dem Ribeiro-Weißwein ablöschen, salzen und pfeffern. Zum Schluss evtl. noch Knoblauchschnipsel dazu. Um das Ribeiro-Aroma der Gambas zu erhalten, sollte man die Zitrone eher für die Hände als fürs Essen benutzen. Gesamte Zubereitungszeit: 15 – 20 Minuten. Fast gleichzeitig mit den Gambas sollten die Fritten braten.

3. Beilage: Würfelfritten (ein von Caiman.de patentiertes Rezept):
Ein Loblied auf die Kartoffel ist schon oft gesungen worden und auch in diesem Fall angebracht, denn die einfachsten Dinge sind oft die besten:
Die festkochenden Kartoffeln schälen und eben nicht in längliche Fritten, sondern in kleine schicke Würfel schneiden (der Weg zur Designer-Fritte ist unaufhaltbar!), in eine tiefe Pfanne sehr großzügig Olivenöl kippen und den Herd auf die höchste Stufe einstellen. Wichtig: das Öl muss auf jeden Fall schon siedend heiß sein, bevor man die Würfelfrittchen dort ihrem Schicksal überlässt. Die Würfel sollten von Öl bedeckt sein und dürfen nicht zu dicht beieinander liegen, denn sonst gibt es eine unfreiwillige Tortilla. Kurz bevor die Kartoffelwürfel goldbraun sind (dazu brauchen sie ca. 4 – 6 Minuten), kann man je nach Geschmack noch geschnittene Zwiebel- oder Paprikastückchen hinzugeben und kurz mit anbraten. Gesamte Zubereitungszeit: 15 – 20 Minuten.

Weinempfehlung:
Zu Gambas al Ribeiro passt natürlich gut der weiße Ribeiro Clásico oder Ribeira de Pantón (Galizien), der in Deutschland aber nicht einfach aufzutreiben und nicht ganz billig ist (11 bis 18 EURO). Man kann auch auf einen trockenen Rioja-Weißwein, beispielsweise Marqués de Cáceres, zurück greifen oder alternativ auf den besten Roséwein Spaniens (vielleicht sogar der Welt): den trocken-beerenfruchtigen Rioja Marqués de Cáceres Rosado (7 – 9 EURO).

Text + Fotos: Kai Mann
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Weitere Rezepte findet ihr im Archiv.







 
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