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macht laune – Surfbrett zwischen den Zähnen

Ich begebe mich ins flache Wasser und lasse mich von den bereits gebrochenen Wellen durchwirbeln. Wieder am Strand beobachte ich ihr Spiel. Ihr Lauf ist nicht gerade; sie rollen mal von links, mal von rechts, mal frontal auf den Strand zu.

Die Sonne giert nach mehr Aufmerksamkeit. Ihr unnachgiebiges Brennen setzt mich alsbald Schachmatt und ich entschlummere. Nach einer Stunde erwache ich leicht mürbe in der Birne und stürze mich in die Fluten. Mein Kollege folgt.

Kaum drei Meter sind wir ins Wasser vorgedrungen als uns einer von zwei angehenden Wellenreitern zuruft, dass dieses Leben eines der besten ist – zumindest glauben wir ihn so richtig verstanden zu haben.

Wir beschließen einige Meter vorzudringen, um eine Welle am Scheitelpunkt des Brechens zu erhaschen und auf ihr, Arme nach vorn und den Kopf geneigt, bis zum Strand zurück zu surfen. Gerade in der Vorwärtsbewegung – das Wasser reicht uns bis zu den Knien - sehen wir uns zwei aufeinander folgenden Brechern von doppelter Mannshöhe ausgeliefert. Problemlos tauchen wir unter diesen durch, finden uns aber weiter draußen wieder als geplant und beschließen im stillen Einverständnis, ein wenig in Richtung Strand zurück zu schwimmen. Vergebens! Der Boden, der feste Boden unter den Fußen, der uns nicht einen Moment daran hat zweifeln lassen absolute Herren über Poseidon und sein Reich zu sein, ist weg; und der Strand nicht mehr zu sehen.

Kaum dass die Panik uns ergriffen hat, taucht der kleine Surfer vor uns auf und schiebt uns sein Brett zwischen die Zähne. Nun kämpfen wir uns vor in Richtung, die der Kleine vorgibt und in der wir nur wage den Strand vermuten können.

Die nächste Welle, die uns von hinten erwischt, haut mich vom Brett. Nur zwei Meter hinter den beiden anderen tauche ich wieder auf, doch trotz eines Kraulspurts, für den ich meine letzten Kräfte mobilisiere, komme ich nur schleppend näher. Ich brauche 30 Sekunden, um die lächerliche Distanz wieder aufzuholen. Als wir nun zu dritt auf dem Brett so gut wie nicht vorwärts kommen, verlässt uns der Kleine und zeigt auf den nahenden Lebensretter mit der roten Boje. Diese bekomme ich im nächsten Augenblick zu fassen. Mein Leidensgenosse halb auf dem Brett, ich jeweils eine Hand am Brett und eine an der Boje zieht uns der Salvavida mit ein paar kräftigen Zügen parallel den Strand entlang, und oh Wunder, einige Meter weiter können wir wieder stehen.

Mit dem Hinweis, 50 Meter Strand aufwärts könne man problemlos ins Wasser, holt er die Boje ein und ist von Dannen. Im seichten Wasser spielt der Kleine. Er grüßt mit einem müden Pura Vida (Reines Leben, dem Leitspruch Costa Ricas) als wir uns – und wir wissen, wie sehr wir ihn missverstanden haben - bedanken und ihm sein Surfbrett übergeben.

Text + Fotos: Dirk Klaiber Druckversion    

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