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Macht Laune: Cubagenes Training

Gönn dir was. Bau Stress ab. Lebe dein Leben. Du hast das Recht, dich wohl zu fühlen. Kauf mich, ich pflege dich: Blühende Leben-Cremes, Tai Chi, Aqua Jogging, Indoor Cycle, Thalasso, Sushi, Ginsengsticks, Wellness-Talken (für Leser aus den 80ern: Autogenes Training, Aerobic und Milch).

Spürst du es?! Hoher Antistressfaktor. Relax- und Sexappeal garantiert.

Im Mai ist die Zeit reif. Du willst. Du willst der Straße zeigen, dass du vitalisiert durchs Leben chillst. Dass du Weihnachten, das Fest der Liebe, der Liebe zu fettigen Gänsen und ewigen Süßigkeitenquellen, das Fest des Verbrechens an Körper und Seele mit Innerem Frieden-Training und Nordic-Walking vergessen gemacht hast. Du willst. Doch die Sonne war weniger fleißig als du und ist noch nicht in Form. Sie versteckt sich hinter dicken Regenwolken.

Mitte Juni, immer noch in die Winterjacke gehüllt, weicht das "ich fühl mich gut und will dies der Welt zeigen" einer frustrierten Wut. Du zerstörst deinen mobilen Zengarten in der Schreibtischschublade deines Feng Shui Büros, schiebst deinen straffen Hintern, der knapp unter der angeknacksten Seele sitzt, in den nächst besten Imbiss, bestellst dir ein halbes Hähnchen mit Pommes und hinterher eine Cholesterin angereicherte Pita-Gyros, um Ying und Yang wieder in ihr Lot zu verhelfen.

Die unausgeglichenen Momente treiben dich in immer kürzeren Abständen zum Griechen und Nightmarenacht Teil 2 legt seinen Vitalisierungstendenz brechenden Dunst mehr und mehr über deinen Wellnesswillen.

Irgendwann im Juli. Die Sonne scheint. Es kommt der Tag, an dem die Sonne die fiesen, dunklen Wolken kraftvoll in nichts auflöst.


An diesem Tag öffnen die Blumen ihre Blüten, pflastern Cafékellner die Bürgersteige mit Außengasttischen und überhaupt kehrt sich alles Leben an die frische Luft. Das ist der Tag, an dem das Leben auch dich aus dem lethargischen Trübsalzustand reißt und dir liebevoll ins Ohr haucht: "Wir zwei gehen noch lange nicht getrennte Wege." An diesem Tag wirst du keinen Gedanken daran verschwenden, ob auf dem Weizenbier der Zusatz "fit durch links drehende Hefekulturen" das Etikett schmückt. Denn die Sonne ist der Quell allen Lebens. Vergessen sind Vitalfutter, Schwerpunktgymnastik und Einrichtungsweisheiten, die ausschließlich ergänzend einen den Gemützustand positiv beeinflussenden Effekt erzielen können.

Im Mai ist die Zeit reif. Du willst. Du willst der Straße zeigen, dass du vitalisiert durchs Leben chillst. Dass du Weihnachten, das Fest der Liebe, der Liebe zu fettigen Gänsen und ewigen Süßigkeitenquellen, das Fest des Verbrechens an Körper und Seele mit Innerem Frieden-Training und Nordic-Walking vergessen gemacht hast. Du willst. Doch die Sonne war weniger fleißig als du und ist noch nicht in Form. Sie versteckt sich hinter dicken Regenwolken.

Auf der Basis der Erkenntnis, dass Seele und Körper sonnenhörig sind, möchten wir euch ein Schwarze Seele Austreibungsmittel aus Lateinamerika vorstellen. Ihr werdet sehen, dass in 15 Minuten der Körper ausgehend vom Sonnengeflecht frustfrei gespült wird.

Cubagenes Training

Schließe die Augen.
Du bist entspannt.
Blicke in deinen Körper.

Die Arme sind schwer. Unendlich schwer.
Die Atmung ist ruhig und regelmäßig.
Du spürst ein sanftes Prickeln unter der Nase.
Geruch nach Limone und Meeresrauschen.
Die Lippen öffnen sich wie von selbst.
Cuba Libre umspült die Zunge.
Findet ihren Weg zum Sonnengeflecht.

Das Sonnengeflecht wird warm.
Ausgehend vom Zentrum der Wärme
ziehen wärmende Strahlen spiralenförmig durch den Körper.
Immer wärmer wird dir ums Herz.
Die Arme verlieren ihre Schwere.
Leicht und beschwingt fühlt sich dein Körper.
Leicht und beschwingt fühlt sich deine Seele.

Nun wirst du langsam aus dem Trancezustand erwachen:
Beuge und strecke deine Arme.
Hole tief Luft. Einatmen. Und wieder ausatmen.
Augen öffnen.
Strahlen.


Anmerkung: Cubagenes Training basiert auf erlesenem Rum. An erster Stelle stehen venezolanische Rums wie Cazique oder Santa Teresa (findet ihr in Spanien in jedem Supermarkt). In Mittelamerika trinkt man Flor de Caña (mindestens 3-jährig) aus Nicaragua. Alle drei Sorten sind in Deutschland nur für viel Geld im Fachhandel erhältlich. Gängige Rumsorten in deutschen Supermärkten dienen leider maximal dem Abgewöhnen. Außer ihr findet irgendwo einen Havanna Club (mindest 5-jährig). Der wäre ok.

Mischung: In ein Longdrinkglas gebt ihr 4-5 mittelgroße Eiswürfel. Dazu je nach Gusto den Saft einer viertel bzw. halben Limone. Spart nicht mit Rum, vor allem bei Vormittagsfrust im Büro: drittel bis halbes Glas. Abschließend bis zum Anschlag mit Coca Cola (nicht light) auffüllen.

Urteil: Hoher Antistressfaktor. Relax- und Sexappeal garantiert.

Text: Dirk Klaiber
Fotos: Tom Milz
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