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Auf den Tiefpreis-Spuren deutscher Urlauber

Erst Aldi, nun Lidl und Plus. Den Einkaufsgewohnheiten deutscher Supermarktgänger sind fortan im Urlaubsland Nummer eins, Spanien, keine Grenzen mehr gesetzt. Doch des einen Freud, des anderen Leid.

Ohne Vorankündigung steuert der Papa den VW-Bus vorbei an Maxim und Champion direkt auf den Parkplatz des vertrauten blau gelben L-I-D-L. Da erst bemerken die Töchter den Betrug und verleihen ihrem Entsetzten lautstark Ausdruck: „Papa verdammt!

Wir wollen nicht die gleichen Sachen essen wie Zuhause. Wir wollen Flan und Crema Catalana, und Fuet und Serrano-Schinken, und Anchova und Muscheln, und und und.“ Dann schreiten sie zur Tat: „Wir bleiben im Auto“; revidieren ihre Entscheidung jedoch im nächsten Augenblick und folgen dem Lidl-Fetischisten, um ihm wenigstens beim „Auffüllen der Grundnahrungsmittel“ – so sein Täuschungsversuch – auf die Finger zu gucken.

Das wahrhaft Faszinierende am spanischen Lidl-Vergnügen ist die dem deutschen Pendant gleiche Anordnung des Sortiments, sowie die Konformität des Aufbaus. Der Eingang befindet sich links vom Ausgang, der Rundgang verläuft somit im Uhrzeigersinn.

Obst und Gemüse weilen im ersten Gang hinten, Rasierklingen, Katzenfutter und brennbare CDs an der Wand neben der Kasse.

Der Supermarktmuffel kann nun lang angeeignetes Wissen um den schmerzfreien Einkauf auch im Urlaub anwenden. Er wählt je nach Präferenz zwischen Aldi, Lidl und Plus, spart kostbare Zeit und kann somit in aller Ruhe seinem Hobby, dem Handwerkeln, frönen und Sonnenschirme optimieren oder Rasen mähen.

Doch dieses Mal hat der Papa die Rechnung ohne seine Töchter gemacht, denn obwohl die vielen kleinen Unterschiede der gemeinen spanischen Lidl-Filiale zur deutschen – Flan, Fuet und San Miguel – ihre Bedürfnisse hätten befriedigen können, blüht dem Papa anschließend ein zweistündiger Lust-Frust-Kauf im spanischen Supermercado Maxim.

Die Rache der Töchter sollte sich in einem Zeit raubenden „wir inspizieren jeden Gang einzeln und gründlich“ äußern.

Und so wird der zeitliche Vorteil des Lidl-Kenners zum Grenzfall.

Text + Fotos: Dirk Klaiber

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