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caiman.de 4. ausgabe - köln, 01. april. 2000
cocos island

Das Geheimnis der Cocos Insel (Teil 2)

Die Pläne zum Auffinden des Schatzes befanden sich nun in den Händen von Captain Thomas Hackett. Allerdings stirbt er auf dem Weg zur Cocos-Insel in Havanna, wodurch die Dokumente in die Hände seines Bruders Fred M. Hackett gelangen, der in Vancouver lebt.

Als Keating im Jahre 1882 aus dem Leben scheidet, hinterläßt er einen florierenden Fischhandel in St.John's. Allgemein wird angenommen, daß er sein Leben als ein reicher Mann beendete. Seiner 20 Jahre jüngeren Frau vermacht Keating Abschriften der Karten von Coco Island.

Im Dezember 1880 heuert der 20jährige deutsche Seemann August Gissler aus Altdamm bei Stettin auf dem Auswandererschiff "Highflyer" an, dessen Fahrt um das Kap Horn nach Honolulu geht. An Bord des Schiffes lernt er einen etwa gleichaltrigen Portugiesen mit Namen Manoel Cabral kennen. Es dauert nicht lange, bis Cabral dem Deutschen sein Reiseziel nennt und ihn fragt, ob er vielleicht die Insel La Palma kenne, die sechs Segeltage von Guayaquil im Pazifik läge. Gissler muß dies zwar verneinen, interessiert sich aber dennoch beiläufig, als Cabral ihm anvertraut, daß auf der Insel ein Schatz vergraben läge. Sein Großvater habe ihm eine genaue Beschreibung des Versteckes hinterlassen, und er sei unterwegs, den Schatz zu heben. Unter den Dokumenten, die er Gissler zeigt, befindet sich ein langer Brief von Cabrals Großvater; eine Art Biographie, die sich Gissler für alle Fälle kopiert. Auf Hawaii angekommen, verdingt sich Gissler sieben Jahre lang auf einer Plantage in der Umgebung der Stadt Pahala. Dort lernt er den ehemaligen Seemann Mac kennen, dessen Tochter mit einem Deutschen namens Bartels verheiratet ist. Im Laufe der Jahre werden Bartels und Gissler gute Freunde.


Gissler hat die Geschichte Manoel Cabrals längst vergessen, als ihm Bartel eines Tages erzählt, sein Schwiegervater besäße seit Jahrzehnten eine Schatzkarte, die den Versteckplatz eines Piratenschatzes zeige.
Was wissen diese beiden wohl über den Schatz? Er wird hellhörig, als Bartels hinzufügt, der Schatz läge auf einer kleinen Insel vor der Westküste Südamerikas, die Coco-Island genannt würde. Mac hat seinen Kindern zwar nie verraten, auf welche Art und Weise er an die Karte gekommen ist, sie wissen jedoch, daß er in jungen Jahren einen Kapitän namens Benito gekannt hat, der vor Acapulco eine spanische Galeone aufgebracht und den Schatz dieser Galeone auf der Coco-insel vergraben hat. Die beiden Freunde stellen fest, daß Coco-Island und La Palma aus den Aufzeichnungen von Cabrals Großvater, ein und denselben Ort bezeichnen.

1888 gelingt es Gissler mit Hilfe eines schwedischen Kapitäns eine kleine Expedition auszurüsten, um den Schätzen von Coco-Island auf den Leib zu rücken. Nach wochenlanger ergebnissloser Suche, muß die Expedition abgebrochen werden. Doch Gissler bleibt unermüdlich und im Oktober des folgenden Jahres ist er schon wieder auf Coco-Island; jetzt mit einer Expedition, die besser ausgerüstet und sehr viel großzügiger mit Proviant versorgt ist als die vorige.

Die Expedition verbringt mehrere Monate mit vergeblichem Graben und Bohren, bis auch sie gezwungen ist, aufzugeben. Gissler kehrt diesmal nach Puntarenas zurück. Er ist mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, daß die Schätze der Cocos-Insel nicht durch das flüchtige Studium der alten Karten und mit einigen Wochen leichter Ausgrabungen zu finden sein werden. Er hält es für das beste, sich auf der Insel niederzulassen und eine Plantage einzurichten.

In Costa Rica beantragt er bei den Behörden eine Konzession zur Etablierung einer Kolonie auf der Insel. Im Juni 1891 erhält er das Recht, die Insel landwirtschaftlich zu nutzen, unter der Bedingung, dort 50 deutsche Familien anzusiedeln. Gissler reist nach Deutschland und heiratet dort Clara Hansen. Ihm gelingt es fünf deutsche Familien als Siedler mit auf die Insel zu bringen. Man errichtet Blockhütten und pflanzt Zuckerrohr, Gemüse, Tabak, Kaffee und Bananen an. Da die Versorgung vom Festland zu wünschen übrig läßt, verlassen sämtliche Siedler 1895 die Insel. Gissler und seine Frau bleiben.

Der 11.November 1897 ist ein großer Tag im Leben des ehemaligen deutschen Matrosen. Er wird durch Präsidentenerlaß zum Gouverneur der Cocos-Insel ernannt, dem ersten und letzten in der wechselvollen Geschichte der Insel. In der Folgezeit sieht Gissler viele Expeditionen kommen und gehen. Darunter auch eine Expedition der Witwe von John Keating, die zusammen mit Captain Fred Hackett ihr Glück versucht... ergebnislos. Ihre Dokumente überlassen sie Gissler, der weiterhin von der Existenz der Schätze überzeugt ist.

Anfang 1908 verläßt Gissler mit seiner Frau verbittert die Insel. 17 lange Jahre hat er auf Cocos verbracht. Am 8.August 1935 stirbt der 75jährige Gissler in einem New Yorker Arbeiterviertel. Noch auf dem Sterbebett sagt er: "Auf der Cocos-Insel liegen Schätze, davon bin ich überzeugt - und wenn es möglich wäre, würde ich von neuem mit der Suche beginnen."

Unzählige Expeditionen sind auf Cocos gescheitert. Millionen von Dollars sind ausgegeben worden auf der Suche nach Piratengold. Heute befindet sich ein Militärstützpunkt auf der Insel. Expeditionen können nur noch mit Hilfe einer teuren Suchgenehmigung der Behörden Costa Ricas durchgeführt werden. Es gilt unter profesionellen Schatzsuchern als erwiesen, daß sich tatsächlich Schätze auf der Insel befanden. Inwieweit diese durch vergangene Expeditionen gefunden wurden, bleibt jedoch unklar. Den Mythos einer Schatzinsel hat Coco-Island auch zu Anfang des 21.jahrhunderts nicht verloren.

In unserer nüchternen und realen Welt, finden wir in solchen Geschichten viel von dem, was wir vergessen zu haben scheinen: Phantasie und den Glauben an das Unmögliche!
pa´rriba

Text:
paul@caiman.de (Paul Huppertz)
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