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caiman.de 5. ausgabe - köln, 01. mai. 2000
chile

la ruta austral (teil 1)

9.1.2000 - der Tag klingt aus

Die Pic-Nicker fahren gegen 7.00 Uhr abends wieder heim, so dass wir hier alleine stehen. Gipsy fängt an zu kochen. Morgen, beim Grenzübergang nach Chile wird wieder alles Obst und Gemüse einkassiert!
Was wird Gipsy dieses mal wieder illegal einführen? Ich will es gar nicht erst wissen. In Chile wollen wir allerdings wieder Fisch und andere Meeresschweinerein essen.

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am horizont die gletscherkette des campo de hielo norte"
10.1.2000 - Über die Grenze nach Chile...

Die Grenzformalitäten gehen schnell vonstatten. Der Mensch von der SAG (Fruchtkontrolle) will gar nicht erst wissen, was wir einführen und bittet lediglich um die Unterschrift unter die Deklaration.

Bald sind wir auch in Chile Chico, wo es allein 3 Supermärkte gibt und sonst auch noch vieles, was das Herz begehrt, so auch die letzte Tankstelle bis zur 400 km weiter entfernten! Wir kaufen Brot, Wein und einige Sächelchen ein und begeben uns zur Fähranlegestelle. Hier fährt jeden Abend eine Fähre nach Puerto Ibanez. Zu den Passagierpreisen (3$) sind allerdings die teuren Wagengebühren (7000 pesos/pro m) zu zahlen. (1$ = 560 pesos)! Das wollten wir nicht! Wir hätten auch noch sieben Stunden warten müssen, was ja unsere Stärke nicht ist.
Die Entscheidung, weiter zu fahren, war insgesamt gesehen richtig, denn wir fuhren fortan über eine Traumstraße (die der ADAC allerdings als eine Zumutung bezeichnen würde).

Sie ist zum einen schmal (LKW passen so gerade noch darauf, natürlich nur in einer Spur), zum anderen geht es teilweise bergauf (unser Dieselmotor stöhnt) und meist kontinuierlich bergab, teilweise an steilen Abbrüchen vorbei. Einmal muss ich infolge allzu vielen Splitts noch einmal zurückrollen lassen und erneut im 1.Gang starten. Puh, geschafft! Ein Zurück gibt es sowieso nicht. Was wir sehen lässt selbst einen hartnäckigen Alpenbewunderer den Mund offen stehen. Der Satz : "Des hoamma alles schoa in Oberpayern-Süed" greift hier nicht. Es ist der helle Wahnsinn, was wir hier an Aussichten geboten bekommen: der tiefblaue, an einigen Nebenbuchten auch türkisfarbene Lago del General Carrera (so heißt er hier in Chile - in Argentinien: Lago Buenos Aires). Im Hintergrund schnee- oder gletscherbedeckte Bergketten weißblau leuchtend.

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die ruta austral"

Die Landschaft mit ihren Buchenwäldern, Pappeln und Grünflächen sind für das Auge nach der vorandinen gelbbraunen Trockensierra eine Wohltat! Die Straße führt teilweise an ungeschützten Abgründen vorbei, dann wieder führen Brückchen über tiefe Schlünde, wo Wasserfälle und Flüsse tosen. Das Gestein der Sierra leuchtet im Licht bräunlich, ockerfarben, gelb. Manchmal erscheint die Straße herausgemeißelt aus den Felsgetümen. Unter uns der tiefblaue See. Dann geht es wieder durch einen Durchbruch. Steine und Felsbrocken liegen im Weg. Da reagiere ich Trottel falsch. Ich bremse und will einen Brocken einfach zwischen die Reifen nehmen. Normalerweise wäre das auch gegangen,
aber ich bremse wegen der steilen Abfahrt ab. Der Wagen schaukelt sich auf und der Unterboden kracht hart auf den Felsbrocken. Das tut weh! Ist das Öl, das am Unterbodenblech zu sehen ist nun alt oder neu? Eine Kontrolle am Messstab zeigt an, dass noch offensichtlich nichts verloren gegangen ist.


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in arg.: lago de buenos aires - in chile: lago de general carrera "

Wir fahren weiter. Vorher hatten wir bereits einen älteren Tramper, einen Waliser, mitgenommen, der einen Tag vergeblich versucht hatte, weiter zu kommen. Busse fahren hier nicht, Autos sind sehr selten! An der Kreuzung nach Cochrane setzen wir ihn wieder ab (er will eine 7 Tage-Wanderung über ein Eisfeld unternehmen).

Wir fahren rechts ab, Richtung Nord, und finden nach 10 km einen herrlichen Pic-Nic-Platz über dem See. Nur ein paar Kilometer weiter stehen diesmal zwei Tramperinnen am Wegesrand. Sie haben offensichtlich ihre ganze Aussteuer dabei. Gipsy hält an , und ich betätige mich als Portier. Auf geht`s! Da der Wagen über eine Erdstraße rumpelt, fällt Konservation schwer. Außerdem habe ich keine Lust, mich mit übermüdeten Mädchen zu unterhalten und ihnen die Würmer aus der Nase zu, was Gipsy später sehr kritisiert. Es waren auch keine Hispaniolinnen, wie sich herausstellte, sondern Ami-Mädchen und mit Englisch-Amerikanisch stehe ich - wie jeder weiß - etwas aufs Kriegsfuß, well!
Immerhin half ich ihnen beim Aussteigen als alter Gentelman und nahm der einen ihren Rucksack ab, wollte ihr sogar beim Aufbuckeln behilflich sein.

Aber das Biest war so schwer, dass ich es kaum 10 cm hoch bekam - und übernehmen wollte ich mich schließlich auch nicht! Also: Tschau, bambinas!

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1 kilo süße kirschen, - ob uns das als jungbrunnen genügt?"
pa`rriba

Wir fahren weiter am herrlichen Seeufer entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees konnten wir noch den Weg vom Vormittag erkennen.Doch nun hieß es ,einen Stellplatz zu finden. Wir fanden ihn in Bahia Murta. Von km 198 der Carretera Austral biegen wir rechts ein. Noch 4 km bis zum Städele. Ein Supermarkt ist vorhanden, Sprit gibts aus Fässern. Wir stellen uns auf das Kiesufer und haben einen Traumausblick von hier, sowie einen Platz in der Sonne.
"Still ruht der See". Enten und "Greebes" schwimmen vorbei, Möwen flattern auf. Sonst passiert nichts! Wie schön! Heute Abend bereitet Gipsy das allbekannte, leckere Curryhühnerbein - für jeden eins.

(Hejo Sistermans) Der zweite Teil folgt am 08. Mai. 2000.
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