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Brasilien: Verkehr und Begehr in Rio Grande do Norte

Der Flughafen von Natal ist sehr übersichtlich angelegt. Alle wesentlichen Einrichtungen sind im Hauptgebäude untergebracht. Deshalb meinen wir, logisch wie wir nun mal denken, dass unsere Autovermietung auch dort zu finden sein müsste. Weit gefehlt! Nachdem wir erfolglos drei Runden im Gebäude gedreht haben, wenden wir uns hilfesuchend an einen Taxifahrer. Der erklärt uns ganz cool, dass sich die Vermietung außerhalb des Flughafengeländes befindet, er wüsste auch wo, und dass er uns hinfahren könnte. Bevor wir mit unserem "Carrinho" inclusive darauf befindlichem Gepäck über die Straßen holpern, nehmen wir das Angebot des "Taxista" an. Wir verlassen den Vorplatz des Flughafens, biegen um zwei Ecken – und schon sind wir da. Gut, hätten wir den Weg gekannt, hätten wir das zur Not auch noch zu Fuß geschafft. Trotzdem war es besser so, denn bei winterlichen Temperaturen von gut 30°C, wir befinden uns im August im brasilianischen Hochwinter, wären wir doch arg ins Schwitzen gekommen.

Also versuchen wir bei unserem Taxifreund die Höhe der anstehenden Fahrtkosten zu erfragen und sind dann angenehm überrascht, dass die Autovermietung sich dafür zuständig erklärt. Das besänftigt unseren Zorn, den wir schon verspürten, als wir wie die Gestörten auf dem Flughafen herumgeirrt sind.

Um der Jahreszeit Rechnung zu tragen, ist das Büro auf europäische Wintertemperaturen heruntergekühlt. Schnell bringen wir deshalb den obligatorischen Papierkram hinter uns und übernehmen dann das Auto. Reifenprofil in Ordnung, Bremsen funktionieren, wie wir bei einem kurzen Test feststellen, Öl ist ausreichend vorhanden, aufgetankt ist der Wagen auch – also kann es losgehen.

Doch der für die Einweisung und Wagenübergabe zuständige Mitarbeiter muss uns noch ausführlich die Funktion der Klimaanlage erklären. Wir lassen auch das geduldig über uns ergehen, ohne dem Ganzen allzu große Bedeutung beizumessen. Dann machen wir uns auf den Weg.

Wie üblich ist die Beschilderung etwas dürftig und unser Orientierungssinn gefordert. Endlich entdecken wir ein Hinweisschild, das zur BR 101 weist. Auf dieser Straße, die als wichtige Transportader vom Norden Brasiliens bis weit hinunter in den Süden führt, wollen wir circa 50 Kilometer in Richtung João Pessoa bis zur Ortschaft Goianinha fahren. Von dort sind es dann nochmals 20 Kilometer bis zu unserem Ziel Tibau do Sul.

Auf der BR 101 herrscht dichter Verkehr, vor allem verursacht durch die vielen Lastwagen, weshalb wir nur langsam voran kommen. Die Temperatur in unserem Auto steigt stetig. Da wir uns nicht gleich zu Beginn unserer Fahrt einer Schockbehandlung durch die Klimaanlage unterziehen wollen, öffne ich das Fenster auf meiner Seite, um etwas durchzulüften. Eine Umdrehung der Kurbel und schon ist das Fenster in der Tür verschwunden und nicht mehr hochzubekommen. Jetzt wissen wir, warum uns der Gebrauch der Klimaanlage so ausführlich erklärt wurde.

Die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Schon mehr als 10 Kilometer zockeln wir hinter einem Lastwagen her und kommen wegen des starken Gegenverkehrs auch an den Stellen, an denen Überholen erlaubt ist, nicht vorbei. An einer lang gezogenen Steigung beschließen wir trotz durchzogener Linie, einen Überholversuch zu starten. Das aber haben etliche andere Autofahrer hinter uns auch gedacht, und zwar schneller als ich. Eins, zwei, drei, vier überholen. Dann kommt eine Kurve und die Chance ist vertan.

Doch hinter der Kurve bin ich mehr als froh, nicht überholt zu haben, denn hier hat die Polizei die eben noch erfolgreichen Überholer bereits heraus gewunken. Das wäre ein teurer Spaß geworden – mindestens 150 R$, für mich als Ausländer wahrscheinlich sogar mit Aufschlag.

Als wir Goianinha erreichen, ist es später Nachmittag. Auf der Nebenstraße nach Tibau do Sul herrscht dann Verkehr anderer Art: Hunde, Katzen, Hühner, spielende Kinder und Radfahrer, die aus allen Ecken auftauchen und die Strasse von links nach rechts und von rechts nach links überqueren. Also reduzieren wir das Tempo – wir haben ja Zeit, uns drängt nichts und das Zimmer bereits reserviert.

Kurz vor Tibau öffnet sich der Blick auf die Lagoa Guaraíras. Die Strahlen der untergehenden Sonne beleuchten gerade noch die Kämme der Dünen, die die Lagune im Osten begrenzen. Wir finden problemlos unser Hotel und beziehen dann unser Häuschen im Grünen.


Der Weg zur Bar ist glücklicherweise nicht weit. Wir genehmigen uns einen Sundowner in Form einer Caipirinha und genießen von der Terrasse die herrliche Aussicht auf die Lagune, die Dünen auf der gegenüberliegenden Seite und die ausladende Meeresbucht.

Am nächsten Morgen steht der Besuch der Lagoa Guaraíras auf dem Programm. Es ist Ebbe als wir mit einem flachgebauten Boot in die Lagune einfahren. Dort herrscht bereits hektische Aktivität. Auf den vom Meer frei gelegten Flächen wird in Gruppen nach "Carangejos" (Krebsen) und Muscheln gegraben. In den dazwischenliegenden Wasserrinnen ziehen etliche Männer Schleppnetze gegen die Strömung und auf den größeren Wasserflächen wird mit dem Wurfnetz gefischt.

Wir fahren noch ein ziemliches Stück in einen Flussarm hinein, der die Lagune mit Wasser versorgt und erst als die Fahrrinne zu schmal wird, kehren wir, leider ohne "Golfinhos" (Delphine) gesehen zu haben, zu unserem Hotel zurück.

Die Mittagshitze überstehen wir faulenzend in der "Rede" (Hängematte). Dann erkunden wir zu Fuß den Strand in Richtung Süden: einen gigantisch langen Strand, der gegen Land zu von hohen Klippen begrenzt wird. Ab und zu wird die Wanderung zum Hindernislauf, wenn Felstrümmer, die von den Klippen heruntergebrochen sind, überwunden werden müssen. Als die Flut einsetzt und wir befürchten, dass einige Stellen in kürzester Zeit nicht mehr passierbar sein werden, kehren wir um.

Auf der Landzunge zwischen Lagune und Meer haben sich einige Büdchen angesiedelt, die kleine Snacks und Getränke anbieten. Hier lassen wir uns häuslich nieder, laben uns an "Iscas de Peixe" (kleinen frittierten Fischstücken) sowie "Cerveja" (Bier) gegen den Durst und "Caipirinha" für das Wohlbefinden, und genießen dabei einen "Por do Sol" (Sonnenuntergang), der den Himmel von Rosa über Rot und Rotorange zum Leuchten bringt. Wir bleiben noch eine Weile, beobachten das Aufglimmen der ersten Sterne am schon nachtdunklen Himmel und genießen die kühle Brise, die vom Meer her weht.

Text + Fotos: Dieter Hauguth Druckversion  

Für Reisen nach und in Brasilien im Bereich Ökotourismus empfielt der Autor:
Companhia Nacional de Ecoturism

Die Website brasilnatur.com ist die deutsche Website der brasilianischen Reiseagentur Companhia Nacional de Ecoturismo, Rua Sena Madureira, 515 – Vila Mariana – Sao Paulo – SP – CEP 04021 – 051, Telefon 0055 – 11 – 5571 – 2525, Telefax 0055 – 11 – 5571 – 8114 mit der brasilianischen Website ciaecoturismo.com.br und der Email-Adresse comercial@ciaecoturismo.com.br

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