caiman.de 02/2007
[kol_2] Helden Brasiliens: Havaianas, die brasilianische Badelatsche
Sie sind cool, Kult und Mythos; eine der wenigen Wunderwaffen im Kampf gegen die vom tropischen Klima verursachten Schweißfüße, und sie geben den Blick frei auf eines der erotischsten Körperteile des Menschen: die Füße. Havaianas sind: Freiheit (sich aus den Zwängen und der Enge aller geschlossenen Schuhe zu befreien, und so mit den Füßen tief durchatmen zu können), Flexibilität (duschen zu können, ohne sie ausziehen zu müssen), Status (sich erlauben zu können, auf teure Schuhe zu verzichten) Ökonomisches Prinzip (mit dem minimalsten Gummi-Einsatz den größtmöglichen Komfort zu erzielen), Exhibitionismus (den eigenen wohlgeformten Fuß zeigen zu dürfen) Und ich erinnere mich an den Spruch einer Brasilianerin, deren Name mir entfallen ist: "Glück bedeutet eine blaue, verwaschene Hose und ein gutes Paar Havaianas zu besitzen."
Genau betrachtet, ist der Havaiana nur ein flaches, längliches Stück Gummi, an beiden Enden abgerundet, wobei das eine Ende ein bisschen breiter ist. Und dort befinden sich drei Löcher, in denen ein V-förmiger Haltebügel angebracht ist, bei dem sich die Zehen einhaken können. Von der Kindergröße 23/24 bis zum Riesenformat 45/46 stellt er "die einfachste Antwort auf die Notwendigkeit des Fußschutzes" dar.
Und wohl kaum eine andere Fußbekleidung hat solch fanatische Anhänger, was allerdings auch damit zusammenhängt, dass die Havaianas den nahezu ungehinderten Blick auf schöne Füße freigeben, was natürlich sofort Fetischisten auf den Plan ruft. Konsequenter Weise nennt sich eine Fanseite im Internet dann auch Fetische. Hier finden wir so manche absurde Geschichte zu ganz speziellen Begegnungen mit den Gummilatschen und ihren (meist weiblichen) Trägern. Da ist der Junge, der die Füße seiner drei Capoeira-Kolleginnen so sexy findet, dass er versucht, die Havaianas der Mädels zu klauen. Auf frischer Tat ertappt, bekommt er die ganze Schlagkraft eines Havaianas auf seinem entblößten Hintern zu spüren - nicht ohne dem ganzen, neben all den Schmerzen, auch seine erotischen Reize abzugewinnen. Oder die Geschichte über den hoffnungslos Verliebten, der auf den Havaianas seiner Angebeteten herumkaut, bis diese ihn mit den Gummidingern im Mund entdeckt und das Ganze sich zu einer heißen Liebesgeschichte weiterspinnt.
Wie weit von solchen Abenteuern sind da doch Menschen wie ich entfernt, die daran gewöhnt sind, in festem Schuhwerk und nasskaltem Wetter durch europäischen Matsch zu stiefeln, und wenn sie dann mal an einem tropischen Strand auftauchen, sofort zur gänzlichen Enthüllung neigen. So sehr habe ich mich letztens nach ein Paar Havaianas gesehnt, als ich barfuss am Strand unterwegs war. In der gleißenden Mittagssonne glühte der Sand unter meinen Füßen, und auf dem Weg über den asphaltierten Parkplatz zum Auto verbrannte ich mir meine Fußsohlen endgültig. |