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Argentinien/Uruguay: Rio de la Plata – Special, Teil III
Der Kampf um den silbernen Fluss - Colonia del Sacramento, Uruguay

Wer heutzutage von Buenos Aires nach Uruguay übersetzt, um das auf einer schmalen Halbinsel gelegene Städtchen Colonia del Sacramento zu besuchen, für den scheint es unglaublich, dass nahezu ein Jahrhundert lang ein blutiger Kampf um dieses Fleckchen Erde geführt wurde.

Die so gemütlich wirkende Stadt war ein ständiger Zankapfel zwischen der portugiesischen und der spanischen Krone. Durch eine portugiesische Expedition unter Leitung von Dom Manuel Lobo im Januar 1680 am linken Ufer des Rio de la Plata, und damit auf spanischem Territorium, gegründet, entwickelte sich die Siedlung rasch zum bedeutendsten Schmuggelplatz Südamerikas.

Besondere Bedeutung erhielt die kleine Siedlung durch ihre strategisch günstige Lage. Auf der einzigen felsigen Stelle des gesamten Küstenverlaufs errichtet, liegt sie vor der Mündung des Rio Paraná und des Rio Uruguay, die gemeinsam den Rio de la Plata bilden.


Und somit erlaubte sie die Kontrolle über das Mündungsgebiet beider Flüsse und damit über den Schiffverkehr auf beiden Strömen, die tief in das damals spanische Hinterland hineinreichten.

Die Spanier wollten dieser Bedrohung der eigenen Vormachtstellung am Silberfluss nicht tatenlos zusehen. Obwohl das Gebiet der Banda Oriental, des heutigen Uruguay, eindeutig in dem der spanischen Krone durch den Vertrag von Tordesillas zugesprochenen Teil Südamerikas lag, weigerte sich Portugal beharrlich, den spanischen Anspruch auf das nördliche Ufer des Rio de la Plata anzuerkennen. Trotz aller Zusicherungen Dom Manuel Lobos, die Portugiesen seien lediglich an einem Handelsstützpunkt am Silberfluss interessiert, fürchtete die spanische Obrigkeit in Buenos Aires deshalb eine weitere Besiedlung des Umlandes von Colonia del Sacramento durch portugiesisch-brasilianische Kräfte.

So war es nicht verwunderlich, dass José de Garro, Gouverneur von Buenos Aires, rasch handelte und eine schlagkräftige Truppe aufstellte, um die Portugiesen zu vertreiben. Aus Córdoba, Tucumán und La Rioja wurde Unterstützung gesandt. Die Jesuiten aus dem Gebiet der Sieben Missionen schickten zudem 3.000 Guaraní-Indianer. Und diese brannten geradezu darauf, sich an den Portugiesen für die durch die Bandeirantes-Raubzüge erlittenen Gräueltaten zu rächen. Im Morgengrauen des 7. Augusts 1680 griffen die Spanier mit Hilfe der Guaranís Colonia del Sacramento an. Nur wenige Portugiesen überlebten das sich anschließende Massaker.

Für die spanische Obrigkeit in Buenos Aires bedeutete dieser Sieg sehr viel mehr als nur die Vertreibung einer fremden Nation aus eigenem Territorium. Er brachte der Stadt nach einem Jahrhundert vollkommener Bedeutungslosigkeit die Anerkennung, die später zur Einrichtung des Vizekönigreichs Rio de la Plata mit Sitz in Buenos Aires führen sollte.

Bis dahin stand die Stadt im Schatten Córdobas, das bereits über eine Universität verfügte, sowie Santiago del Esteros, der ältesten Stadt des Landes, und natürlich Asuncións, dem großen Zentrum spanischer Kolonialisierung im nicht von den Anden dominierten Teil Südamerikas. Buenos Aires hatte sich durch den Kampf gegen Colonia del Sacramento zur bedeutendsten spanischen Stadt der Region aufgeschwungen, und sollte die neugewonnene Führungsrolle auch nicht mehr abgeben.


Doch so einfach ließ sich die portugiesische Krone nicht vom Rio de la Plata vertreiben. Nachdem man sich der Neutralität Englands und der Unterstützung Frankreichs versichert hatte, marschierten portugiesische Truppen an der spanische Grenze auf. 15 Tage habe Spanien Zeit, sich für das Massaker zu entschuldigen, Gouverneur Garro zu bestrafen und Colonia del Sacramento an die Portugiesen zurückzugeben, so das portugiesische Ultimatum. Carlos II. gab den Drohungen nach, und so wurde am 07. März 1681 in Lissabon der Tratado Provisional unterzeichnet, der zwar die Rückgabe Colonia del Sacramentos an die Portugiesen vorsah, ihnen aber im Gegenzug verbot, die Siedlung weiter auszubauen.

Doch die Portugiesen hielten sich nicht lange an diese Abmachung, und so begann die Besiedlung des Umlandes durch aus Rio de Janeiro stammende Bauernfamilien.

Zudem galt Colonia del Sacramento als Knotenpunkt eines weitreichenden Schmuggelnetzes, das Waren aus Brasilien in das spanische Hinterland brachte und gleichzeitig für spanische Händler die Möglichkeit bot, die strikten Handelsreglementierung durch die spanische Krone zu unterlaufen. Über Jahre hinweg konnte die spanische Kolonialverwaltung nur zusehen, wie sich Colonia del Sacramento zu einem florierenden Marktplatz entwickelte.

Erst der Spanische Thronfolgekrieg (1701-1714) führte dazu, dass die Spanier 1705 wieder die Kontrolle über Colonia del Sacramento übernahmen. Doch im Friedensvertrag von Utrecht, der Felipe V. die Anerkennung des Bourbonischen Anspruchs auf die spanische Krone brachte, wurde die Siedlung am Rio de la Plata an Portugal zurückgegeben. Allerdings wurde die Bewegungsfreiheit der Portugiesen auf die Reichweite einer von der Stadtmauern aus abgefeuerten Kanonenkugel festgelegt. Über diesen Radius hinaus wurde ihnen untersagt, spanisches Gebiet zu betreten. Doch auch diesmal hielten sich die Portugiesen nicht an die Vereinbarung und siedelten im Jahre 1718 sechzig Bauernfamilien im Umland von Colonia del Sacramento an.

Die ständigen Spannungen zwischen Portugiesen und Spaniern führten zu einer zweijährigen Belagerung der Stadt (1735-1737), in deren Verlauf die Portugiesen ihre Siedlungspläne in der Region aufgeben mussten. Im Vertrag von Madrid von 1750 einigte man sich darauf, Colonia del Sacramento gegen das bis dahin unter spanischer Verwaltung stehende Gebiet der Sieben Missionen (Santo Ângelo, São Borja, São João Batista, São Lorenço, São Nicolau, São Miguel und São Luís Gonzaga) einzutauschen.

Die Jesuiten der Sieben Missionen bewaffneten jedoch die Guaraní-Indianer und verteidigten ihre Siedlungen so lange, bis die portugiesische Krone auf die Rekrutierung des Gebietes verzichtete und im Gegenzug Colonia del Sacramento nicht an die Spanier abtrat.

Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) eroberten die Spanier Colonia del Sacramento und große Teile Südbrasiliens.


Doch das Blatt wendete sich schließlich zu Ungunsten der mit Frankreich verbündeten Spanier. Durch den Vertrag von Paris wurden sie von den nun mit Portugal verbündeten Engländern gezwungen, Südbrasilien zu räumen und Colonia del Sacramento wieder an Portugal abzugeben. Aber die Freude der Portugiesen währte nicht lange. 1777 eroberten die Spanier Colonia del Sacramento zurück. Dann im Vertrag von Santo Ildefonso vom Oktober 1777 wurde die Siedlung offiziell an Spanien zurückgegeben, und der Vertrag von Pardo besiegelte im März 1778 diese Entscheidung, die den nahezu 100-jährigen Kampf beendete.

Dies galt jedoch nicht für die De-la-Plata-Region. Von 1816 bis 1828 annektierte Brasilien Uruguay und gliederte das Land als Província da Cisplatina ein. Erst die Unabhängigkeit Uruguays nach dreijährigem blutigen Ringen beendete 1828 die lange Geschichte des Kampfes um die Vorherrschaft am Rio de la Plata.

Die Spanier errichteten das "neue" Colonia del Sacramento außerhalb der portugiesischen Befestigungsmauern, das "alte" Colonia del Sacramento geriet in Vergessenheit, die portugiesischen Bauten begannen zu zerfallen. Heute gehört der historische Stadtkern zum Weltkulturerbe der UNESCO, und Touristen aus aller Welt genießen bei einer Tasse Kaffee die friedliche Ruhe dieses einst so umkämpften Ortes.

Eine eigenartige Stille liegt über den 300 Jahre alten Häusern. Die Stadtmauer, an einigen Stellen eingestürzt oder brüchig, wird zusehends von Gras und Unkraut überwuchert. In den leichten Wellen des Flusses wiegen sich vor Anker liegende Motoryachten leicht hin und her, und Einheimische werfen ihre Fischernetze aus oder angeln, auf aus den braunen Fluten des Rio de la Plata herausragenden Felsen sitzend.

Die Sonne beendet ihr Tageswerk und am Horizont zeichnen sich die Spitzen der Hochhäuser von Buenos Aires gegen den Himmel ab.

Text + Fotos: Thomas Milz druckversion   

Tipps:
Im historischen Stadtkern von Colonia del Sacramento bieten zahlreiche beschauliche Hotels angenehme Übernachtungsmöglichkeiten: Hier einige Tipps:

"Posada de la Flor" in der Straße Ituzaingó 268, Tel/Fax 00598 (für Uruguay)-52-30794, Email: posadadelaflor@hotmail.com

Posada "Don Antonio", Ituzaingó 232, Tel 00598-52-25344, Homepage www.posadadonantonio.com, Email: posadadonantoniocolonia@hotmail.com

Hotel Beltran (einen Häuserblock vor der Stadtmauer, also außerhalb des historischen Stadtkerns gelegen), Av. Gral Flores 311, Tel 00598-52-22955 / 21707 / 21030, Email: hotelbeltran@netgate.com.uy

Für Anfragen an das Fremdenverkehrsamt von Colonia del Sacramento: Infoturismo@colonia.gub.uy



Von Buenos Aires aus gibt es, neben der Fähre, die ab El Tigre nach Carmelo (77 Kilometer westlich von Colonia del Sacramento gelegen) fährt, noch weitere Möglichkeiten, per Schiff nach Uruguay überzusetzen.

Täglich legen mehrere Fähren der Buquebus-Linie von den Kais des Terminal Dársena Norte in Buenos Aires ab, um die zwischen 55 und 165 Minuten lange Fahrt (je nachdem, ob man mit dem Schnellboot oder dem etwas behäbigen Dampfer unterwegs ist) anzutreten*


Buquebus hat zudem eine Busverbindung zwischen Colonia und Montevideo eingerichtet. Abfahrt direkt vor der Ankunftshalle von Buquebus im Hafen von Colonia.
Destino/
Ziel
Hora/
Abfahrtszeit
Tiempo de viaje/
Dauer Überfahrt
Con vehículo/
Autofähre
Dias /
Tagen
Colonia 00:30 2 h 45` Si / Ja Lun. A Sáb. / Mont. bis Samst.
Colonia 07:30 55` Si / Ja Todos / täglich
Montevideo 08:15 3 h Si / Ja Todos / täglich
Colonia 09:00 2h 45` Si / Ja Todos / täglich
Colonia 11:00 55` Si / Ja Todos / täglich
Montevideo 11:30 2 h 35` Si / Ja Todos / täglich
Montevideo 16:00 3 h Si / Ja Dom. A Vie. / Sonntag bis Freit.
Colonia 19:00 55` Si / Ja Todos / täglich
Montevideo 19:15 2 h 35´ Si / Ja Viernes / Freitag

*Sommerfahrplan, gültig vom 19.12.2003 bis 08.03.2004 / Vigencia a partir del 19/12/2003 al 08/03/2004

Salida desde Montevideo/
Abfahrt von Montevideo
Salida desde Colonia/
Abfahrt von Colonia
Tiempo de viaje/
Überfahrtszeit
Con vehículo/
Autofähre
Dias/ Tagen
Bus 01:15 Buque / Fähre 04:30 2h 45` Si / Ja Lun. A Sáb. / Mont. bis Samst.
Bus 06:15 Buque / Fähre 09:15 55` Si / Ja Todos / täglich
Buque / Fähre 08:01
2 h 35` Si / Ja Sábados / Samstag
Buque / Fähre 12:01
3 h Si / Ja Dom. A Vie. / Sonntag bis Fr.
Bus 14:30 Buque / Fähre 17:30 55` Si / Ja Todos / täglich
Buque / Fähre 15:31
2 h 35` Si / Ja Todos / täglich
Bus 16:15 Buque / Fähre 19:30 2 h 45` Si / Ja Todos / täglich
Bus 18:00 Buque / Fähre 21:00 55` Si / Ja Todos / täglich
Buque / Fähre 20:01
3 h Si / Ja Todos / täglich

Über eventuelle Änderungen des Fahrplans gibt die Seite www.buquebus.com Auskunft.


Weitere Artikel zu Argentinien findet ihr im Archiv.







 
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