Name: Habanero
Schärfegrad: schärfste bekannte Spezie, gleich einer in den Anden bekannten wilden, sehr kleinen Chiliart Namens Gringo-Killer
Herkunft: Yucatán/Mexico, in der Karibik gibt es einen roten Bruder namens Scotch Bonnet
Erscheinung: unschuldig und reizvoll, gleich einer verkleinerten gelben Paprika
Wirkung: absolut tödlich aber unendlich befreiend
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chili fatale
Das erste Mal Habanero
Das Feuerzeug flaggt auf. Dem unendlich kurzen aber deutlich zu vernehmenden Zischen des Gases folgt die Flamme, die ohne Umschweife ihr ungestümes Liebesspiel entfacht. Begierig, mit dem nackten Verlangen überhitzter Körper, fließen orange und gelbe Ströme ineinander und verschmelzen, um sogleich wild entschlossen wieder emporzuschießen, sich im Rücken des Gegenparts festzukrallen, zärtliche Bisse auf Hals und Brust zu verteilen, und dann zum finalen Stoß anzusetzen: Die weiße Spitze der Zigarette dringt brachial vor in das Herzstück der Flamme, glüht auf und verdammt die hemmungslos Verliebte zur ewigen Ruhe.
Nach Jahren der Qual war Shakiro der Zivilisation entflohen, in der er nie wirklich die Chance bekommen hatte auszupendeln. Zunächst schien eine Lösung der Anspannung in Übersee möglich, doch dann suchten ihn die kleinen Tierchen erneut heim und Shakiro griff zu farbenfrohen Pilzen oder hämmerte sich mit meterlangen Blasrohren Halluzigene ins Hirn, was ihn immer nur temporär von der inneren Unruhe hatte befreien können.
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Doch dieses Mal wusste er, dass wenn er es noch einmal schaffen sollte, die Zigarette zum Mund zu führen, die Zeit der Probleme passee wäre.
So befreit und sicher fühlte er sich, obwohl ihn der Schmerz noch immer zur Regungslosigkeit verdammte und seine Überlebenschancen gen Null gingen.
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Ja der Schmerz. Zunächst war er nur ein Schatten seiner verborgenen wahren Gewalt, welche jedoch, einmal losgelassen, mit stoischer Ruhe heranreifte, um über Stunden, nur einen seidenen Faden entfernt vom Jenseits, zu verharren, und seinem Opfer so die stärksten Qualen zuzufügen.
Im Bann der Frucht
Der Hauch der Schärfe, die Shakiro verspürte, als seine Lippen über die so harmlos wirkende Haut der Habanero glitten, hatte ihn nur umso mehr animiert mit unbändiger Wollust zuzubeißen. Und so erwischte er mit seinem ersten und letzten Biss die halbe Frucht, zermalmte sie wie von Sinnen und beförderte sie mit einem kräftigen Ruck des Kopfes in den Nacken in den tiefen Schlund. So verharrte Shakiro für Sekunden, ungläubig ob der Dinge, die sich dort in seinem Körper zusammenbrauten. Dann schoss, als hätte er Meter langen Anlauf genommen, ein Feuerball quer durch den Magen empor, um sich durch sämtliche Öffnungen des Kopfes zu entladen. Weitere folgten. Flammen traten durch jede einzelne Pore seiner Haut und bald fand er sich auf dem Scheiterhaufen: immer höher, immer heftiger umschlossen die Flammen Shakiros Körper, drohten seinen Lebenswillen zu zerschmettern.
Zwei Mal bereits hatte Shakiro den langen Tunnel voller Licht vor Augen, bis er zunächst ganz vage, doch dann immer bestimmter ein Abklingen, wenn auch ein unendlich langsames, der Schmerzen notierte. Dieses Abklingen war zu seiner Verwunderung verbunden mit der Ausschüttung nie gekannter Glücksgefühle.
Ein ganzer Morphinreigen erfüllte seinen Körper und alsbald wandelten sich die brutalen Flammen in wilde Geliebte, von denen er sich ohne Gegenwehr und nur allzu gerne umwerben ließ. Stunden später folgte auf eine letzte Verkrampfung des Körpers der Höhepunkt der Lust und ewige Entspannung war Shakiro gewiss.
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Shakiros Lippen schließen sich um das Rund des Filters. Es vergehen etliche Sekunden bis er die Kraft aufbringt, das Glühen zu animieren. Dann rinnen Tränen der Befreiung und Befriedung über seine Wangen.