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[kol_1] Pancho: Pi Pi Pi Pilz-STARS Finale

Endlich: Aus 5.000 Bewerbern hat unsere Jury in sechs arbeitsreichen Monaten sechs Kandidaten ausgewählt, die nun zu einem letzten Wettstreit gegeneinander antreten. Von diesen sechs können es nur drei in den Kochtopf schaffen; drei Kandidaten, denen grenzenloser Ruhm winkt und große Ehre zu Teil wird: das diesjährige katalanisch angehauchte Weihnachtsrisotto mit seinen einzigartigen Geschmacksnuancen, seinen markant lieblichen Düften und seinem Grad an Festigkeit gepaart mit dem sanft-weichen Umspielen des Gaumens. Austragungsort dieses Finales sind die weltweit an Ästhetik unübertroffenen Hallen des Marktes der katalanischen Hauptstadt Barcelona.

Und da kommen sie auch schon:

Der Edelreizker, der unter katalanischen Fichten reift und sich vom gemeinen Milchling durch seinen betörend rötlichen Saft absetzt.
Edelreizker

Der Austernpilz, der aufgrund seines kräftigen Fleisches bei feinem Aroma nicht nur bei Vegetariern als Schnitzelersatz geschätzt wird.

Der Feldegerling, auch Wiesenchampignon, der besonders in früher Jugend seine zart rosa Lamellen unter einem weißen Käppchen in saftigen grünen Wiesen präsentiert; gerade so als wolle er der Jury “Pflügt mich!” entgegen rufen.

Die Herbsttrompete, die sich düster eingefärbt im Dickicht verkriecht und nur im trocken anmutenden Zustand Frische garantiert.

Der Steinpilz, auch als Herr unter den Pilzen bekannt, der mit seinem glatten braunen Hut auf seinem dicken Stil fest unter der Fichte steht.

Steinpilz
Der Eierschwammerl oder Pfifferling, vielleicht der Schlagfertigste - ihr seid total gras Publikum - unter den Kandidaten; in Maßen zu genießen, da nur schwer verdaulich.

In der ersten Runde präsentieren sich die Pilze in zwei Dreierformationen. Die Jury ist aufgrund der herausragenden Leistung jedes einzelnen Kandidaten zum ersten Mal an diesem Abend zu Tränen gerührt; müssen sie auch, denn schließlich sind die sechs zu einem nicht unmaßgeblichen Teil ein Produkt der Juroren, die die Kleinen in einem mehrmonatigen Workshop in Sachen Perfektion und Esprit, gedrillt haben. Die Spannung steigt als der Pfifferling einen Schritt vortritt und aufgrund seiner polarisierenden Wirkung auf den bereits von Printen und Puten gemästeten Weihnachtsspachtler als erstes auf die DUbistRISOTTO-Bank gebeten wird. Die Tränen des Pfifferlings wie auch der anderen fünf Kandidaten fließen in rauen Mengen die Stämme herab und dem ersten Nervenzusammenbruch der Freude folgt ein solcher des Leids: Die Herbsttrompete erinnere die Jury zu sehr an eine Trompeta de la Mort, eine Todestrompete, wie sie in Katalonien heißt, und sie muss sich ins Dickicht zurückziehen.

Hätten die Katalanen den geschmacklich unterbewerteten Pilz Engelstrompete genannt, wäre er wohl noch im Rennen.
Herbsttrompete

Die zweite Runde, die Kandidaten entfalten als Solisten persönliches Bukett und Geschmack vor dem Millionenpublikum, endet nach der Nominierung des kleinen Edelreizkers mit einem echten Schocker: Der seit Wochen favorisierte Steinpilz muss gehen, zu perfekt sein Vortrag, zu dominant sein Geschmack und Adéu.

Runde drei heißt somit Champignon gegen Austernpilz, Alleskönner gegen Seelenappell, weißer Glanz gegen bissfest. Und dieses Mal kann sich die Jury zurücklehnen, denn das Publikum entscheidet und die Pilzwahl ist schnell getroffen. Neben dem pfiffigen Pfifferling - der Abend war für mich wie Geschnapptwerden von der Polizei nach Ladendiebstahl, hey ist nur Spass - und dem kessen Edelreizkers - ich danke dem Publikum, es war unser aller Traum in den Topf zu kommen - hat sich der ebenfalls kesse Austernpilz gegenüber dem Champignon durchgesetzt.

Austernpilz
Hoffen wir, dass der Pfifferling den Kollegen möglichst schnell die Geschichte des wahren Lebens erzählt, damit die Weihnachtskonstellation mit geschmacklichem Spaß und kecker geruchlicher Abwechslung unseren Risotto belebt, mehr belebt als ich danke dem Publikum.

Rezept: Pi Pi Pi Pilz-STAR Risotto
Pro Person: 1-2 Knoblauchzehen und eine kleine Zwiebel in Olivenöl glasig dünsten, dann 250-500 Gramm gereinigte und in Streifen geschnittene Pilze hinzugeben (Edelreizker/Pfifferling und Austernpilz; wer auf das Finale pfeift, kann natürlich auch Champignon, Steinpilz und/oder Herbsttrompeten hinzufügen). Kurz anbraten und wenig Reis hinzugeben. 2-3 leicht gehäufte Esslöffel Reis reichen, da der Reis von der eigentlichen Risotto-Hauptkomponente zum Hintergrundsänger degradiert wird. Mit zunächst vorzugsweise katalanischem (wer es mag auch gerne säuerlichem) Weißwein und danach Fleischbrühe ablöschen und je nach Gusto mehr Wein oder Brühe angießen, so dass der Reis in Ruhe quellen kann. Zuvor Rosmarin und Thymian hinzugeben. Später, kurz bevor der Reis gar ist, Koriander oder Petersilie einmischen. Sobald der Reis gar ist, Flamme aus und geriebenen Parmesan unterheben. Fertig.

Text + Fotos: Dirk Klaiber