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Spanien: Barcelona zu Fuß bebildert
Groß und mächtig beherrschte einst das Katalanische Museum die Plaza España und kein Tourist vermochte sich aus seinem Bann zu lösen und die Kamera auf dem 300 Meter langen Anstieg vom Auge zu nehmen. Seit dem Jahr 1992 aber reckt sich ein weiß getünchtes, antennenartiges Etwas halbrechts hinter dem Schlossbau empor.
Aus der Ferne betrachtet ist der vom valencianischen Architekten Calatrava konstruierte Eindringling durchaus störend, weil nicht ins Bild passend. Fast ist man versucht, dem Stararchitekten eine gewisse inflationäre Futurisierung vorzuwerfen, da hat man auch schon - der gesamte Montjuic ist zum einfachen Bestieg mit Rolltreppen gespickt - das olympische Stadion erreicht, in welches der Turm integriert ist und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Calatrava spielt mit der Landschaft, spielt mit der Anlage und mit jedem Meter, den man um den Turm herumgeht, sich ihm nähert oder wieder entfernt, ändert sich die Szenerie: von majestätisch über militärisch zu verspielt, dabei immer lebendig und irreal, als entführe die Anlage den Betrachter in eine andere Welt.
Nun ist ein weiteres architektonisches Highlight im Bau, das am Plaza España gelegen die Aufmerksamkeit des touristischen Auges auf sich ziehen wird: Die Stierkampfarena. Momentan ist das äußere Gemäuer auf ein Gerüst gestützt und das zukünftige Aussehen nur dem Informationsplakat zu entnehmen.
Hoch über dem Hafen thront die Statue des Christoph Kolumbus. Gar so, als hätte man den Visionär zum Schutzheiligen der Seebären erkoren, weist er Fähren und Yachten mit ausgestrecktem Arm den Weg. “Brecht auf zu neuen Ufern!”, scheint Kolumbus den Auslaufenden zuzurufen.
Am Fuße des Entdecker-Denkmals führt eine Brückenformation, die die wellenförmige Bewegung des Meeres nachempfindet und einige oasengleiche, aus Holz konstruierte Plateaus zur Entspannung nach dem Besuch der Innenstadt bereit hält, zur Halbinsel des Mare Magnum: Einkaufszentrum, Kino und Aquarium. Über die riesige Hafenanlage hinweg schwebt der Teleférico, die Seilbahn, die hoch auf den Montjuic führt.
Der Strand erstreckt sich über fünf Kilometer und besteht aus sechs aufeinander folgenden Buchten, die von Barceloneta bis über das Olympische Dorf hinaus reichen. Aufgeschüttet wurde er 1992, im olympischen Jahr. Den Vergleich mit den Stränden der Ferienorte der Costa Brava braucht Barcelonas Hausstrand nicht zu scheuen und so hat er das bislang schon lebenswerte Leben in Barcelona noch reizvoller gemacht.
Der einst von Fischern bewohnte Stadtteil Barceloneta, vor 100 Jahren mit dem Rückgang der Fischerei im Verfall begriffen, erhielt durch seine Strandangrenzung enormen Auftrieb und passte sich vor allem im Gastronomiebereich den neuen Menschenströmen an. Aber Barceloneta beherbergt nach wie vor eine Hand voll sensationell bodenständiger Restaurants, die die Zeit überdauert haben.
Raval ist ein Umbruch-Viertel im klassischen Sinne der Stadtplanung: In Mitten von Prostitution und Kleinkriminalität entstehen durch Abriss und Neubau (MACBA - wir bringen Licht in eine dunkle Gegend) oder Renovierung bestehender Gebäude (CCCB) zeitgenössische Kunstinstitutionen von internationaler Beachtung. Designer und In-Kneipen folgen. In Raval ist der Transformationsprozess aber noch nicht abgeschlossen und so existieren Halbwelt und Glamour nebeneinander.
Text + Fotos: Dirk Klaiber
Infos:
Kunst-Adressen mit interessanter Architektur und zeitgenössischen Ausstellungen
MacBA: Museu d´Art Contemporani de Barcelona, Museum für Zeitgenössische Kunst. Erbaut vom US-Architekten Richard Meier mitten in Raval
http://www.macba.es
CCCB: Centro de Cultura Contemporàni de Barcelona, Zentrum für Zeitgenössische Kultur. Raval, neben dem MacBA
http://www.cccb.org
Fundación Tapies: Ausstellungsraum des katalanischen Künstlers
Tàpies. In den Sommermonaten machen die Kuratoren Pause und alle Jahre wieder wird den Touristenmassen Tapies selbst dargeboten. Im übrigen Jahr laufen spannende Ausstellungen.
http://www.fundaciotapies.org
Centre d'Art Santa Mònica: Ausstellungsraum in der ehemaligen Kirche Santa Maria,
Adresse: Rambla Santa Mònica 7, 08001 Barcelona, Telefon: 93/3162810, Öffnungszeiten: Mo bis Sa 10-13 Uhr und 16.30-20 Uhr, Eintritt frei (Stand November 2005)