ed 09/2017 : caiman.de

kultur- und reisemagazin für lateinamerika, spanien, portugal : [aktuelle ausgabe] / [startseite] / [archiv]


[kol_3] Sehen: Geiselnahme - Das große Geschäft
360° Geo Reportage
 
Das Business rund um Kidnapping und Erpressung boomt. Jedes Jahr werden rund 30.000 Menschen entführt, um für ihre Freilassung Lösegeld zu erpressen. Solche Geiselnahmen sind nicht nur für die Entführer, sondern mittlerweile auch für Versicherungsgesellschaften zu einem sehr lukrativen Geschäft geworden. Rémi Lainé hat für seinen Dokumentarfilm drei Jahre lang hinter den Kulissen recherchiert: In Lateinamerika beleuchtet er den Kampf venezolanischer Verhandlungsführer um die Befreiung des entführten Unternehmersohns Kenny Cisneros. In einem zweiten Fall lässt er den dänischen Journalisten Jeppe Nybroe zu Wort kommen, der in Syrien von IS-Terroristen entführt wurde. Nybroe schildert die Hintergründe der schwierigen Verhandlungen, die letztendlich zu seiner Freilassung geführt haben.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Blick von oben auf die Stadt Teotihuacán.
Foto 1: Lösegeld wird abgezählt: In Ländern mit großem Wohlstandsgefälle wie Venezuela hat die Zahl finanziell motivierter Entführungsfälle in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen.

© Little Big Story

Sendetermine
Dienstag, 26. September 2017 um 20.15 Uhr | ARTE (Erstausstrahlung)
Freitag, 20. Oktober 2017 um 09.25 Uhr
Du findest den Film online vom 26. September bis zum 25. November in der ARTE-Mediathek.

Jedes Jahr werden auf der Welt 30.000 Menschen entführt. Die meisten dieser Taten haben rein kriminelle Beweggründe, nur ein Prozent der Geiselnahmen hat einen politischen oder terroristischen Hintergrund. Ausgehend von dem Buch „Rançons: Enquête sur le business des otages“ von Dorothée Moisan blickt Filmemacher Rémi Lainé hinter die Kulissen des lukrativen Geschäfts.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Archäologen und Drehteam. Im Hintergrund altes Gebäude.
Foto 2: Caracas in Venezuela - das lateinamerikanische Land hält den Weltrekord in puncto Entführungen.

© Little Big Story


Internationale Versicherungsgesellschaften haben inzwischen sogenannte Kidnap-and-Ransom-Policen im Angebot, abgekürzt K&R-Lösegeldversicherungen. Diese erfuhren mit dem weltweiten Terrorismus einen regelrechten Boom. Im Ernstfall kommt die Versicherung für die Kosten auf, die durch den Einsatz von Krisenberatern und Verhandlungsführern sowie durch Lösegeldzahlungen entstehen.

Zuerst blickt der Dokumentarfilm nach Venezuela, wo weltweit die meisten Menschen entführt werden. Dort versucht ein in den privaten Sicherheitssektor übergewechselter Polizist, den gekidnappten Unternehmersohn Kenny Cisneros aus Caracas freizubekommen. Die verschiedenen Etappen dieses typischen Entführungsfalls ziehen sich als roter Faden durch den Dokumentarfilm.

Parallel dazu durchleuchtet der Film das Geschäft von Versicherungsgesellschaften und privaten Sicherheitsunternehmen, deren weitverästeltes Netzwerk sich von den Vereinigten Staaten über Libanon und Dänemark bis an die Elfenbeinküste erstreckt.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Gómez und zwei Arbeiter in unterirdischem Gang.
Foto 3: Jeff Green, ehemaliger Broker bei Lloyd?s, leitet die auf Entführungsfälle spezialisierte Versicherung Griffin Underwriting.

© Little Big Story


Zu Wort kommen eine K&R-Spezialistin, die in maßgeschneiderten Versicherungspolicen sogar die Kosten für einen abgeschnittenen Finger beziffert, ein ehemaliger FBI-Unterhändler, der eine Privatpolizei ohne Grenzen aufgebaut hat, und der in Syrien von IS-Terroristen entführte dänische Journalist Jeppe Nybroe.

Mit Hilfe eines Experten für politische Geiselnahmen ließen es die Entführer zu, dass er bei den gesamten Lösegeldverhandlungen, die meist über Skype liefen, zugegen sein konnte.

Der Dokumentarfilm beleuchtet, wie die Protagonisten dieses Business, von denen viele sich im Film erstmals äußern, den Preis eines Menschenlebens festlegen und welche Folgen dieses weltweite Erpressungsgeschäft für Länder wie Venezuela oder auch Somalia hat, in denen das Risiko von Geiselnahmen besonders hoch ist.

Text: ARTE

[druckversion ed 09/2017] / [druckversion artikel]


© caiman.de: [impressum] / [disclaimer] / [datenschutz] / [kontakt]