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[kol_1] Pancho: Falsches Allioli für den Ungeübten
 
Mein Name ist Maria Josefa Hausmeister und sowohl mein Onkel Tio Caimán Hausmeister als auch mein Vater Papi Hausmeister sind in den 40er Jahren geboren. Sie gehören damit einer Generation von Männern an, die die Küche als Räumlichkeit eines Hauses entweder komplett einnehmen (Tio Caimán) oder aber gar nicht kennen (Papi Hausmeister).

Beiden Typen kann man keinen Vorwurf machen, denn die starken Frauen, wie Tia Anaconda und Mami Hausmeister und natürlich die Abuela Hausmeister-Corazón waren es, die ihren Herd bis aufs Messer zu verteidigen wussten und keinen männlichen Vertreter in ihrem Reich duldeten. Mein Tio Caimán trug Schnittwunden davon, konnte sich aber durchsetzen und eroberte seinen Platz an der Flamme.

Sobald er heute den Küchenplatzhirsch markiert, weicht Tia Anaconda zähneknirschend. Meine Mutter hingegen war stärker und dankt es Papi Hausmeister noch heute mit Schnittchen und Herrenschokolade zum Fußball.

Beide Modelle, a. raumfüllende männliche Selbstüberschätzung für Spiegelei und b. Küchenbrand durch den Versuch Spiegelei, sind nicht mehr zeitgemäß. Ich habe daher beschlossen, beiden Küchengeistern den Sprung in das gesellige und kooperative Miteinander an Herd und Mixer zu erleichtern und ihr angegrautes Image einzufärben.

Mein Onkel Tio Caimán allerdings scheint noch nicht reif für diesen Schritt. Während er mich aus der Küche jagte, warf ich ihm an den Kopf, dass die albondigas (Frikadelle/Fleischpflanzerl/Bulette/Fleischküchle in Tomatensoße) meiner Tia Anaconda in einem erheblichen Maß geschmackvoller seien als seine Kreationen. Nun herrscht Funkstille.

Bei meinem Papi Hausmeister hatte ich mehr Erfolg. Heute glänzt er auf Partys. Für die falsche Allioli oder auch Knoblauch-Mayonnaise benötigt er genau sieben Minuten. Sie gelingt immer und man zollt ihm, aber vor allem meiner Mami Hausmeister, die es nach all den verzogenen Jahren doch noch geschafft hat, ihren jubilierten Küchenphobiker zum Lustkocher zu erziehen, Respekt. – Für den nächsten Monat habe ich mir vorgenommen, ihm auch noch das Spülen beizubringen, so dass er auf Partys nicht nur mit Allioli glänzt, sondern darüber hinaus mit einem wieder blitzsauberen Ort seines Schaffens verzückt.

Zutaten
1-5 frische, gern junge Knoblauchzehen für den Schärfegrad nach Gusto, 0,1-l intensives, fruchtiges Olivenöl, ein rohes Ei, Brise Salz, Schuss Essig

Küchengeräte
Brettchen, Messer, Stabmixer, hohes Gefäß

Training
Ihr beginnt damit, dem Kochschreck die Angst vor dem Knoblauchschälen und Zehenzerdrücken zu nehmen. Redet ihm gut zu und wascht mit ihm zwischenzeitlich die Hände mit ausreichend Seife. Der Schnuppereffekt – Wow, man riecht ja gar nichts – bewirkt eine positive Grundstimmung, die wichtig ist für den schwierigen zweiten Schritt, das Eiaufschlagen. Hier sind der Kreativität in der Vermittlung keine Grenzen gesetzt. Nur soviel mag ich mit auf den steinigen Weg geben: Ein Lätzchen ist fein. Die neuen Vokabeln, eine Brise Salz, habe ich mit der Briefwaage erklärt und ein Schuss Essig (bzw. Zitronensaft) mit einem Schnäpschen zwischendurch. Für die Ölmenge orientierten wir uns am hiesigen Bierglas. In Köln gibt es dafür glücklicherweise die Bier-Maßeinheit Stößchen mit 0,1-Liter-Volumen.

Papi Hausmeister ist ein geduldiger Mensch und so war es wenig überraschend, mit welcher Muße der Stabmixer in das Zutatenhaferl eingetaucht und im Anschluss das Rotationsblatt konsequent auf dem Grund gehalten wurde. Und dann Minuten später war die erste Allioli aus den Händen eines Typs b. Küchenbrand durch den Versuch Spiegelei erschaffen.

Text + Foto: Maria Josefa Hausmeister

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