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[kol_2] Sehen: Terra X: Der wahre Fluch der Karibik
Weit hinab in den Caimán-Graben / Dokumentation, 14. Feb. 2015 im ZDF
 
Die Piraten des 17. Jahrhunderts gelten zumindest in Hollywood als der Fluch der Karibik. Heute ist diese Ära Geschichte, doch die paradiesischen Inseln scheinen noch immer im Griff böser Mächte. Von Anbeginn war die Karibik Spielball von Naturgewalten. Tiefe Krater im Meeresboden, urzeitliche Wesen und versunkene Städte zeugen bis heute von den Kräften. Dirk Steffens macht sich auf die Suche nach dem wahren Fluch, der bis heute auf der Karibik lastet.

Sendetermin: Sonntag, 14. Februar 2016, 19.30 Uhr
Nach der Ausstrahlung findest du den Dokumentarfilm in der ZDF-Mediathek.

"Faszination Erde - mit Dirk Steffens: Der wahre Fluch der Karibik": Dirk Steffens auf einem Piratenschiff.
Foto 1: Im Hollywood-Film "Fluch der Karibik" treiben Piraten und dunkle Mächte ihr Unwesen. Dirk Steffens begibt sich auf die Spur der Piraten und geht der Frage nach, warum sie gerade die Karibik unsicher machten.

Copyright: ZDF/Oliver Roetz


Die Karibik ist berühmt für ihre tropischen Strände und seichten Korallenriffe. Vor der Küste von Belize erstreckt sich das zweitgrößte Korallenriff der Welt, das Belize Barriere Riff. Doch mitten in diesem Korallenparadies klafft ein mysteriöses Loch von mehr als 300 Metern Durchmesser.

Wer in dieses "Great Blue Hole" hinabtaucht, entdeckt Erstaunliches: in 40 Metern Tiefe hängen Stalaktiten von der Decke. Tropfsteine, die nur durch stetes Tropfen aus Kalkgestein entstehen. Einst muss das "Great Blue Hole" daher oberhalb des Meeresspiegels gelegen haben. Heute zeugt es von den globalen Veränderungen, die die Karibik immer wieder umgestaltet haben.

"Faszination Erde - mit Dirk Steffens: Der wahre Fluch der Karibik": Dirk Steffens unter Wasser.
Foto 2: 50 Meter unter dem Meeresspiegel findet Dirk Steffens Spuren einer anderen Zeit: Stalaktiten. Die Tropfsteine konnten nur über Wasser entstehen. Sie zeugen von der bewegten Vergangenheit der Karibik.

Copyright: ZDF/Oliver Roetz


Quer durch das karibische Meer zieht sich ein Riss, in dem der Meeresgrund auf fast 8000 Meter fällt, der Kaimangraben. Mit einem speziell angefertigten U-Boot taucht das "Terra-X"-Team in die Finsternis der Tiefsee. Hier, wo das Leben chancenlos scheint, trifft Dirk Steffens auf urtümliche Haie. Sie sind Zeugen einer Ära, in der hier noch vollkommen andere Bedingungen herrschten.

Anders als die Tiefsee, sind die seichten Wasser der Karibik Heimat zahlreicher Arten und bieten üppige Nahrungsquellen. Delfine haben in den Küstengebieten vor den Bahamas eine erstaunliche Jagdstrategie entwickelt. Dirk Steffens versucht, das Geheimnis ihrer Intelligenz mit einem skurrilen Experiment zu ergründen.

"Faszination Erde - mit Dirk Steffens: Der wahre Fluch der Karibik": Luftaufnahme an einem Karibik-Strand.
Foto 3: Die Karibik ist berühmt für türkisblaues Wasser und palmenbestandene Strände. Doch die idyllischen Bilder trügen: In Wahrheit ist die Kokospalme ein Eindringling.

Copyright: ZDF/Oliver Roetz


Im 17. Jahrhunderts war die Karibik Knotenpunkt für den Handel mit Schätzen aus der Neuen Welt. Die Handelsschiffe mussten sich in der noch kaum erforschten Region vor den tückischen Riffen in Acht nehmen. Doch was ein Fluch für die Handelsschiffe war, war für Piraten ein Segen: Sie nutzen die seichten Korallenbänke zu ihrem Vorteil. Auf Jamaika liegt die wohl berühmteste Piratenstadt der Welt: Port Royal, Schauplatz zahlreicher Hollywood-Filme.

In ihrer Blütezeit war Port Royal eine der reichsten Städte der Welt. Wer die einstige Piratenhochburg heute besuchen will, muss allerdings am Meeresgrund suchen. In zehn Metern Tiefe finden sich die Reste der Tavernen, in denen Piraten einst ihre Beute verprassten. Denn auch das reiche Port Royal war nicht vor dem wahren Fluch der Karibik sicher.

"Faszination Erde - mit Dirk Steffens: Der wahre Fluch der Karibik": Dirk Steffens in einer Geisterstadt.
Foto 4: Dirk Steffens erkundet die Geisterstadt Plymouth, die vor mehr als 20 Jahren dem wahren Fluch der Karibik zum Opfer gefallen ist.

Copyright: ZDF/Oliver Roetz


Der Fluch der Karibik schlägt in vielerlei Form zu. Vor zwanzig Jahren wurde auf der kleinen Antilleninsel Montserrat eine Stadt in Schutt und Asche gelegt. Damals explodierte der Vulkan Souffriere Hills nach einem 400-jährigen Schlaf. Er zerstörte den gesamten Süden der Insel und begrub die damalige Hauptstadt Plymouth unter einem pyroklastischen Strom. Der Vulkan steht unter ständiger Beobachtung und so konnten alle 3000 Einwohner gerettet werden. Dirk Steffens begleitet die Vulkanologen bei ihrem riskanten Tagesgeschäft, den Feuerriesen zu überwachen. Weltraumtechnologie der NASA soll heute helfen, genauere Vorhersagen zu treffen.

Der wohl unbarmherzigste Fluch, der mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks jedes Jahr die Karibik erschüttert, sind Hurricanes. Einen besonderen Schutzwall gegen ihre Sturmfluten bieten Mangrovenwälder, die an vielen karibischen Küsten gedeihen. Die biegsamen Wurzeln der im Meerwasser stehenden Bäume nehmen den Sturmfluten die Energie. Auch deshalb sind die Mangroven die perfekte Kinderstube, selbst für die größten Räuber der Karibik: Krokodile. Dirk Steffens geht auf die Suche nach diesen Urzeit-Wesen.

"Faszination Erde - mit Dirk Steffens: Der wahre Fluch der Karibik": Dirk Steffens mit einem Forscherteam und einem Krokodil.
Foto 5: Dirk Steffens und das Forscherteam um Marisa Tellez haben ein Spitzkrokodil gefangen. Die Tiere haben mit ihrem eigenen Fluch zu kämpfen: Parasiten. Doch bei genauer Untersuchung entpuppt sich der Fluch als Segen.

Copyright: ZDF/Oliver Roetz


Über Jahrtausende hat die Flora und Fauna der Karibik Strategien entwickelt, um mit den wahren und schon lange wütenden Flüchen zurechtzukommen. Doch gegen einen modernen Fluch scheint das Leben in der Region machtlos: Rotfeuerfische. Die gefräßigen Tiere, die eigentlich im Pazifik heimisch sind, wurden Ende des 20. Jahrhunderts vermutlich aus Versehen in die Karibik eingeschleppt. Hier fanden sie perfekte Bedingungen und vermehrten sich rasant. Heute bedrohen sie die Artenvielfalt der karibischen Unterwasserwelt. Doch Invasoren haben seit jeher das Gesicht der Region geprägt. Auch die Palme ist ein Eindringling, der erst vor einigen Hundert Jahren den Weg hierher fand. Heute steht sie wie kaum eine andere Pflanze ikonographisch für die Trauminseln der Karibik.

Was Fluch, was Segen für eine Region ist, zeigt sich oftmals erst im Rückblick.

Text + Fotos: ZDF

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